Helga Rösler ist ein grandioses Beispiel, dass Golf in der Tat eine Lifetime Sportart par excellence ist, in dem auch das leistungsorientierte Golf keine Altersgrenze kennt.
Im Interview gibt uns die Mannschaftskapitänin der Bibliser Damenmannschaft spannende Einblicke in ihren Golfalltag, ihre sportlichen Ziele & ihren Antrieb.
Helga Rösler ist seit 2014 Mitglied in der GOLF absolute Anlage Biblis-Wattenheim und dort aktuell Mannschaftskapitänin der Damen in der Alters Klasse 50. Vom 2. bis zum 4. Juni trat sie bei der Deutschen Damen & Herren Meisterschaft der Altersklasse 65 im Golf-Club Feldafing am Starnberger See an. Sie erzielte in einem überaus renommierten Starterinnenfeld einen hervorragenden 7. Platz. Wir gratulieren sehr herzlich zu dieser tollen Leistung!
Helga wie oft spielst Du solch sportlich ambitionierte Turniere?
Dieses Jahr war es das dritte Mal, dass ich in der AK 65 angetreten bin und weitere zwei Male in Turnieren der AK 50.
Wow, da kommt durchaus einiges zusammen! Was bedeutet diese Platzierung beim letzten Turnier für Dich? Bist Du zufrieden mit Deinem Ergebnis?
Auf diese Platzierung bin ich schon stolz. Mein Ziel war es, den Cut zu schaffen. Wie immer hätte es ein wenig besser gehen können, aber so ist Golf eben. Der Platz des Golf-Club Feldafing am Starnberger See ist sehr eng sowie hügelig und die Hitze trug ihr übriges bei.
„Und außerdem ist wohl so, dass im Alter die Plätze immer länger werden“
verrät uns Helga schmunzelnd.
Du hast Runden von 87, 93 und zuletzt 84 Schlägen gespielt. Da liegt die Vermutung nahe, Du wolltest am Finaltag nochmals richtig angreifen? Wie leistungsorientiert bist du und was treibt dich dabei an?
Mein Turnierziel, den Cut zu schaffen, hatte ich erreicht – die letzte Runde wollte und habe ich sehr genossen, denn der selbst auferlegte Druck war weg und es lief. Dass ich dann noch unter den 6 Hessinnen als beste unseres Bundeslandes abschloss, war das i-Tüpfelchen. Natürlich will ich immer mein Bestes geben, ich akzeptiere aber auch, wenn es mal nicht so läuft, denn was uns nie abhandenkommen sollte, ist der Spaß am Spiel.
Das ist wohl in der Tat so! Dass Du über gute Nerven verfügst, hast Du in der Finalrunde eindrucksvoll unter Beweis gestellt. 3 Schläge weniger als in Runde 1 und sogar 9 Schläge besser als in Runde 2. Hast Du in Deiner Spielanalyse nach Turnierende darüber nachgedacht, was du beim nächsten Mal anders machen willst oder nimmst du Das Ergebnis wie es kommt und sagst Dir fürs nächste Turnier „neues Spiel, neues Glück“?
Diese Tage in Feldafing waren rundum super, daher lag der Fokus auf dem Genuss. Das Wort „Spielanalyse“ habe ich von keinem Teilnehmer & keiner Teilnehmerin gehört. Wir „Älteren“ freuen uns wohl eher, den Golfsport noch auf diesem Niveau auszuüben, schöne Plätze zu spielen, nette Leute zu treffen & leckeres Essen und Trinken zu genießen.
Das ist wohl auch die beste & gesündeste Einstellung die man haben kann. Uns interessiert: Gab es bei dieser Meisterschaft ein Ereignis, eine Begebenheit die dich besonders bewegt hat?
Da gab es in der Tat zwei Begebenheiten die mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind:
- Die mit 80 Jahren älteste Teilnehmerin des Turniers kam aus dem 7 Stunden entfernten Hannover nach München gereist, spielte 2 Runden mit Ihrem Sohn als Caddie und kam kaputt, aber lächelnd auf die Terrasse des Clubhauses und sagte: Danke, das war es! Ich habe es genossen! Dann bestellte sie sich ein Weißbier und ließ den Tag ausklingen. Ein Sinnbild für unseren Sport: er löst Zufriedenheit in uns aus und bringt uns zum Lächeln, wenn wir an ihn denken.
- Dass das Golfspiel aber auch unberechenbar sein kann, zeigt die nächste Begebenheit. Denn ich spielte in der Proberunde mit einem Herrn, der auf den ersten Löchern Bälle verschoss und sehr unzufrieden mit sich und seinem Spiel war. Doch plötzlich wendete sich das Blatt, er fand zurück ins Spiel und sagte dann ganz nebenbei: man kann sein Talent eben nicht 18-Loch lang verstecken. Diese Aussage machte seine Runde. Nach Runde 1 lag er mit 79 Schlägen an geteilter 1. Position. So kann es gehen. Manchmal ist man im Spiel sein größter Feind oder eben auch sein größter Motivator.
Wie bereitest Du Dich auf ein solches Turnier vor?
Tatsächlich habe ich keine besondere Turniervorbereitung, sondern eher eine Golfroutine. Neben den Runden auf dem Platz mit Freunden & Bekannten, trainiere ich auf der Driving Range & im Mannschaftstraining. Ab und an hole ich mir neue Trainingsimpulse in einer Golfstunde und dann mal schauen, wie es eben läuft im Turnier.
Wie oft trifft man Dich generell auf dem Golfplatz an?
3- bis 4-Mal die Woche.
Helga, zu guter Letzt: hast Du einen Tipp für uns, wie man mit wenig Aufwand abseits des Trainingsalltags im Spiel den Score zusammenhalten kann?
„Da kann ich euch leider keinen Tipp geben, denn ich bin selbst noch auf der Suche!“
sagt Helga lachend
Aber was mir hilft ist: einfach genießen & dass auch wenn es mal nicht so läuft! Golf oder das Handicap sind nicht so wichtig, es gibt viel schlimmere Dinge in der Welt als ein schlechter Golfscore.
Helga, das ist ein tolles Schlusswort und ganz nebenbei auch eine schöne Lebenseinstellung; das hier und jetzt zu genießen und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Vielen Dank für dieses tolle Interview und bis bald auf dem Platz.