Abschlag Schule – Sportliche Varianz im Schulsport

Lebenslanges Sporttreiben ist das Ziel – der erste Schritt in diese Richtung ist das Kennenlernen unterschiedlicher Sportarten!

Im GOLF absolute Interview mit Henk Wedel, Gymnasiallehrer für Mathematik und Sport am Gymnasium Gernsheim im Landkreis Groß-Gerau in Südhessen, bekommen wir einen interessanten Einblick in die heutige Varianz des Schulsports und der damit verfolgten Ziele.

Henk Wedel ist einer von insgesamt 3 Sportkoordinatoren des Landkreises und engagiert sich u.a. beim Bundeswettbewerb der Schulen „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“ (JTFO & JTFP). Ein ganz besonderes Anliegen ist für Henk der Aufbau und die Pflege von zahlreichen Kooperationen zwischen dem Gymnasium Gernsheim und den umliegenden Sportvereinen. So ist auch die Zusammenarbeit seiner Schule mit dem Golfresort Gernsheim zustande gekommen. Aktuell nimmt er dort an der DGV-Initiative Abschlag Schule teil und zuletzt führte eine seiner Oberstufenklassen ein mehrwöchiges Schulgolfprojekt mit 19 Teilnehmenden auf der Gernsheimer Golfanlage durch.

Henk, Golf ist seit 2006 Bestandteil der Initiative Jugend trainiert für Olympia & Paralympics. Wie siehst Du diese Entwicklung?

Mit der Aufnahme in das JTFO- & JTFP-Programm hat Golf einen echten Meilenstein auf dem Weg in den Schul- und Breitensport bewältigt. Als Sportkoordinator im Landkreis Groß-Gerau stelle ich in meinen Gesprächen mit Lehrerkollegien immer wieder fest, dass Golf mehr und mehr ein Thema bei schulischen Sportaktivitäten wird.


Kurz zu Dir selbst? Wie bist Du zum Golf gekommen? 

Selbst bin ich noch kein aktives Mitglied in einem Golfclub, hege aber berufsbedingt eine große Leidenschaft für den Sport, als ehemaliger Basketballer insbesondere für Ballsportarten. Golf habe ich 2009 in einem mehrwöchigen Kanadaurlaub gemeinsam mit meiner Frau kennengelernt und war begeistert davon, wie unkompliziert das Ausprobieren inklusive Leihschläger, Trainerstunden und das Spiel auf dem Golfplatz gewesen ist.


Kooperationen zwischen Schule und Sportverein sind für Dich als Sportlehrer ein großes Anliegen. Warum?

Mir geht es vor allem darum, dass Schüler*Innen eine möglichst breite Palette unterschiedlicher Sportarten kennenlernen und ausprobieren können, also Angebote schaffen. In der Sportpädagogik nennt man das: „Bewegungsfelder für die Schüler*Innen öffnen“. Bezogen auf Golf bedeutet dies das Sammeln eigener Bewegungserfahrungen mit dem Golfschläger und Golfball mit sportfachlicher Unterstützung von professionellen Golflehrern. All das funktioniert hier im Golfresort Gernsheim ganz vorzüglich.


Was ist der Gedanke dahinter? Was ist das Ziel Bewegungsfelder zu öffnen?

Der Gesundheitsgedanke durch Sport steckt dahinter. Es ist medizinisch unstrittig, dass regelmäßiges Sporttreiben vielfältige positive Auswirkungen auf Körper, Geist und damit auf das eigene Wohlbefinden und das soziale Miteinander hat. Dabei ist es völlig nebensächlich, mit welcher Sportart ich mich beschäftige. Das gilt im besonderen Maße für meine Schüler*Innen. Ich möchte sie zu lebenslangem Sporttreiben animieren. Der so wichtige erste Schritt dazu ist das Kennenlernen vieler Sportarten und der Spaß an Bewegung. Für welche Sportart bzw. Sportarten ich mich letztlich entscheide, ist vollkommen zweitrangig. Golf kann dabei die Sportart meiner Wahl sein, muss es aber nicht.


Stichwort lebenslanges Sporttreiben. Deine Schüler*Innen machen Abitur und dann geht es zunächst in die Ausbildung, ins Studium und später folgt vielleicht die Familienplanung. Bleibt in diesen Lebensphasen überhaupt noch Zeit für Sport?

Das ist individuell unterschiedlich. Zumindest wäre es toll, wenn es so wäre. Aber ganz abgesehen davon, Bewegungsfelder öffnen und kennenlernen bedeutet auch, dass irgendwann, z.B. nach 10, 15 oder 20 Jahren die Erinnerung zurückkehrt. So nach dem Motto „da war doch mal was mit Golf in Gernsheim, das war toll und hat Spaß gemacht.“ Das sind dann beste Voraussetzungen, um zu einer Sportart zurückzufinden, egal, an welchen Ort mich mein bisheriges Leben verschlagen hat. Meines Erachtens liegt hier ein großes Potential für den Golfsport, weil es eben eine echte Lifetime Sportart ist. Die Weichen für diesen Entwicklungsprozess werden in jungen Jahren, also am besten während der Schulzeit, gestellt. Das ist es, was mich antreibt.


Für Dich als Sportpädagoge: Was ist aus Deiner Sicht das herausragende am „Bewegungsfeld Golf“ in der Praxis?

In meinen früheren Basketballspielen wollten mir die Gegner beim Spiel immer den Ball wegnehmen. Beim Golf will das keiner. Im Gegenteil, der Ball liegt sogar bewegungslos vor mir. Offen gestanden, ist es als Ballsportler nicht so schwierig, den Golfball fliegen zu lassen. Besonders anspruchsvoll ist aber, dass der Ball auf dem Platz wieder dort zum Liegen kommt, wo er soll, um die Golfbahn mit möglichst wenigen Schlägen zu beenden. Golf ist eine koordinativ komplexe Sportart, die von den technisch korrekten und vor allem jederzeit abrufbaren Bewegungsabläufen lebt. Das stellt hohe Anforderungen an die Koordinations- und Konzentrationsfähigkeiten. Dieses Feedback bekomme ich immer wieder von meinen Schüler*Innen gespiegelt. Hinzu kommt der Outdoor Charakter des Golfsports in der Natur mit viel frischer Luft, was ich persönlich sehr wichtig finde.


Und die bekannten persönlichkeitsbildenden Werte im Golf? Wie siehst Du das im Hinblick auf Schüler*Innen?

Dem Sport im Allgemeinen sagt man ja nach, dass er den Charakter formt. Das gilt für Breiten- oder Leistungssport und für Sport als reine private Freizeitaktivität gleichermaßen. Grundsätzlich lehrt Sport Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Wertschätzung gegenüber anderen Menschen oder die Einhaltung eines sportartspezifischen Regelwerks. Außerdem ist man beim Golf sein eigener Schiedsrichter und der seiner Mitspielenden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen kann die gleichzeitige Übernahme der Schiedsrichterrolle meiner Meinung nach ein wertvoller Beitrag für die Entwicklung von Fairness und Ehrlichkeit sein.

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