Der Golfschwung ist eine so komplexe Bewegungsabfolge, dass man sich in seinen „technischen Details“ verlieren kann. Doch alles beginnt mit einer – nur scheinbar – simplen Sache: dem Greifen des Schlägers. Viele Spieler unterschätzen aber die Relevanz des Golfgriffs – dabei ist er die wichtigste Basis für ein erfolgreiches Spiel.

Wie der Golfgriff dein Spiel beeinflusst

Die schlechte Nachricht zuerst: Das Greifen eines Golfschlägers ist leider alles andere als intuitiv. Denn es gibt wohl nichts auf dieser Welt, das man so anfasst, wie einen Golfschläger. Doch die gute Nachricht lautet: Der richtige Golfgriff ist – wie so vieles im Leben – reine Übungssache. Je öfter man den Schläger bewusst greift und sich an das Gefühl in den eigenen Händen gewöhnt, umso eher kann der Griff zur Routine werden. Doch wie genau beeinflusst der Golfgriff dein Spiel? Wir gehen ein paar wichtige Punkte durch:

PUNKT 1: Gute Richtungskontrolle? Nur mit dem richtigen Griff

Bei vielen Golfspielern fliegen die Bälle mal nach links, dann wieder nach rechts – doch dass die Ursache dafür ihr Griff sein kann, bedenken die wenigsten. Denn den Schläger kann man sich wie ein Lenkrad vorstellen, das die Golfbälle in eine bestimmte Richtung fliegen lässt. Genau genommen, geht es dabei um die Stellung der Schlagfläche: Nur wenn sie im Treffmoment gerade zum Ziel ausgerichtet ist, fliegt der Ball auch in diese Richtung. Slices und Hooks entstehen dagegen, wenn die Schlagfläche schräg steht (man spricht von einer „offenen“ Schlagfläche, wenn sie nach außen, oder einer „geschlossenen“ Schlagfläche, wenn sie nach innen gedreht ist).

Mit dem richtigen Golfgriff kann man jedoch einer verdrehten Schlagfläche entgegenwirken und so eine gute Richtungskontrolle erzielen. Dabei sollte die linke Hand (bei Rechtshändern) auf dem Golfgriff aufliegen, sodass man von oben idealerweise zwei Fingerknöchel sehen kann. Im Golfsport nennt man dies einen „starken Griff“ (mehr dazu weiter unten). Doch Obacht: Dies ist nicht mit dem Griffdruck zu verwechseln und heißt nicht, dass man stark zupacken sollte! Der Griffdruck sollte leicht bis mittel ausfallen.

Ein „starker Griff“ bedeutet vielmehr, dass der Schläger so stabil in den Händen liegt, dass es rein anatomisch erschwert wird, die Schlagfläche zu verdrehen. So kann sie im Treffmoment gerade bleiben – der wichtigste Aspekt für geradeaus fliegende Bälle.

PUNKT 2: Konstanz und Wiederholbarkeit

Der Golfgriff ist auch einer der wichtigsten Punkte für die regelmäßige Wiederholbarkeit guter Treffer. Wird der Schläger ständig anders, mal fester und dann wieder lockerer gehalten, verändert das die Bewegungsfreiheit des Schlägers – und damit die Art des Schwungs, die Schwungbahn und die Treffmomente. Auch wenn man die Griffvarianten (mehr dazu unten) immer wieder ändert, kann sich keine Konstanz einstellen, weil sich das Gefühl für den Schläger in den Händen nicht verfestigen kann. Deshalb empfehlen Golf-Pros, bei einer bevorzugten Variante zu bleiben.

Ein konstanter Golfgriff wirkt sich auch aus mentalen Gründen positiv auf das Golfspiel aus. Denn haben wir erst mal verinnerlicht, wie der Schläger in unseren Händen liegt und wie hoch der Griffdruck ist, kann dieses Gefühl uns Sicherheit geben. Ganz zu schweigen davon, dass man über ein Detail weniger nachzudenken hat.

Wenn Performance, Ballkontakte und Richtungskontrolle also nicht konstant sind, kann es sich lohnen, den Golfgriff genauer zu überprüfen. Golf-Pros stehen dabei gerne beratend zur Seite und helfen, das eigene Spiel auf eine gute Basis zu stellen.

PUNKT 3: Mehr Weite

Jeder Golfspielende träumt davon: mehr Weite erreichen und so schneller zum Grün kommen! Die Faktoren, die eine lange Weite beeinflussen, sind dabei zahlreich. Eine Grundvoraussetzung ist aber: ein frei schwingender Schläger! Denn nur mit einem freien Schwung gibt es eine gute Kraftentwicklung und der Ball kann weit nach vorne befördert werden. In diesem Zusammenhang wird oft von der Schlägerkopfgeschwindigkeit gesprochen – sie ist ein messbarer Faktor, mit dem man sich der längeren Weite nähern kann.

Der Golfgriff, genau genommen der Griffdruck, spielt in puncto Schlägerkopfgeschwindigkeit dabei eine maßgebliche Rolle. Denn weite Bälle werden unerreichbar (oder zumindest erschwert), wenn der Schläger zu fest gegriffen wird. Packen wir zu fest zu – oft in der Absicht, die Schlagfläche zu „kontrollieren“ –, bremsen wir nämlich das Momentum des Schlägers! Die möglichen Folgen: geringe Weiten, Schmerzen in Händen und Armen, Ausweichbewegungen (weil unsere Arme sich nicht locker bewegen können) und unsaubere Treffmomente.

CHECKPUNKT 1:

Die richtige Griffhöhe

Damit der Golfschläger gut durchschwingen kann, ist es wichtig, dass er mit einer gewissen Stabilität gehalten wird – zu weit oben gegriffen, wird der Schwung jedoch instabil, zu weit unten gegriffen, kann der Schläger weniger Geschwindigkeit entwickeln. Idealerweise ragen bei einem guten Golfgriff etwa 1,5 bis 2 Zentimeter des Schlägers hinter den Händen hervor.

CHECKPUNKT 2:

Die richtige Positionierung in der linken Hand (aus Rechtshändersicht)

Generell gilt: Der Schläger liegt nicht direkt in der Hand, sondern verläuft quer durch die Finger. Dafür kommt die linke Hand (bei Rechtshändern) von der linken Seite an den Schläger heran; er wird so in den Fingern platziert, dass der Griff von der Fingerkuppe des Zeigefingers quer zum Ansatz des kleinen Fingers verläuft (manche zeichnen sich zur Hilfe eine diagonale Linie in den Handschuh). Die Hand schließt sich, wobei sich der Handrücken so auf den Schläger legt, dass etwa zwei (bis drei) Fingerknöchel von oben zu sehen sind. Dies nennt man einen „starken Griff“.

CHECKPUNKT 3:

Die Positionierung der rechten Hand (aus Rechtshändersicht)

Nachdem der Schläger in der linken Hand liegt, kommt die rechte Hand von der Seite hinzu, der Mittelfinger parallel zum Schläger. Dann greift sie den Schläger unterhalb der linken Hand, sodass der Griff längs durch die Handfläche verläuft. Schließt man die rechte Hand, legt sich der Daumen von oben auf den Griff; dabei zeigt er leicht nach links. Als visuelle Orientierung kann man prüfen, ob der Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger ein V bildet, das zur rechten Schulter zeigt.

PUNKT 4: Die verschiedenen Golfgriffvarianten

Diese Checkpunkte für den „Blick von oben“ auf den Golfgriff sind als Basis für jeden Golfspielenden zu empfehlen. Anders verhält es sich mit der Frage: Was machen die Finger auf der Rückseite?

Hier gibt es tatsächlich kein Richtig oder Falsch, sondern verschiedene Möglichkeiten. Was einen erfolgreichen Schwung angeht, sind die oben genannten Checkpunkte wichtig, weil sie die Struktur des Griffs und damit die Schwungfähigkeit des Schlägers beeinflussen. Die Positionierung der Finger auf der Rückseite jedoch, betonen viele Golf-Pros, ist eher eine Frage der persönlichen Präferenz. Es gilt also: ausprobieren, Lieblingsvariante herausfinden und am besten dabei bleiben – für mehr Konstanz im eigenen Spiel. Es werden drei Griffvarianten unterschieden:

Der Baseball-Griff:

  • Beim sogenannten „Baseball-Griff“ legen sich hinten am Griff alle fünf Finger der rechten Hand (bei Rechtshändern) direkt unter die Finger der linken Hand. Der Name kommt daher, dass diese Fingerpositionierung (alle zehn Finger untereinander) dieselbe ist, die beim Baseball angewendet wird.

Der Interlock-Griff

  • Auch beim „Interlock-Griff“ ist der Name Programm: Hier verhaken sich auf der Griffrückseite der kleine Finger der rechten Hand und der Zeigefinger der linken Hand ineinander. Vor allem viele Golfanfänger (doch auch Profis) bevorzugen diesen Griff, weil er vom Gefühl her Stabilität erzeugt.

Der Overlap-Griff:

  • Auch beim „Overlap-Griff“ findet hinten am Griff eine Berührung der Finger von linker und rechter Hand statt. Jedoch wird hier der kleine Finger der rechten Hand nicht „eingehakt“, er legt sich nur auf den Bereich zwischen Zeige- und Mittelfinger der linken Hand. Diese Griffvariante wird am häufigsten von Golf-Profis genutzt.

PUNKT 5: der Griffdruck

Eine besondere Betrachtung verdient noch einmal der Griffdruck. Auch weil er wohl der Faktor ist, den viele Golfspielende am meisten unterschätzen oder nicht beachten. Nur zu schnell, greift man den Schläger zu fest – zum Beispiel, weil man unter Anspannung steht oder weil man glaubt, dadurch die Schlagfläche besonders gut kontrollieren zu können.

Doch das Gegenteil ist der Fall: Ein zu fester Griff führt zu Schwungfehlern und unterstützt damit saubere Treffmomente nicht – er wirkt ihnen sogar entgegen! Folgende Konsequenzen kann ein zu fester Griffdruck haben:

  • Geringere Weiten – denn ein Umklammern des Schlägers bremst den Schlägerkopf, sodass die Kraft des Schwungs nicht voll ausgenutzt wird.
  • Schwungfehler – denn mit angespannten Händen, Handgelenken und Unterarmen kann weder im Auf- noch im Abschwung eine lockere Bewegung stattfinden.
  • Schlechtere/unkonstante Ballkontakte – denn durch den festen Griff können die Handgelenke im Treffmoment viel schlechter locker entwinkeln.
  • Schmerzen in Fingern und Unterarmen – denn der gesamte Bewegungsapparat, Sehnen und Bänder versteifen sich durch die feste Umklammerung.
  • Verletzungen – denn können sich Hände und Arme nicht frei bewegen, machen wir intuitiv Ausweichbewegungen, um den Ball noch zu treffen; auch Verletzungen durch Bodentreffer sind denkbar.
  • Hooks und Slices – denn mit einem guten Golfgriff hängt eine gerade Schlagflächenstellung zusammen, und die bestimmt die Flugrichtung des Balls.

PUNKT 6: Der Golfgriff: Wie fest greife ich zu?

Der richtige Griffdruck ist damit einer der Hauptaspekte für einen gelingenden Golfschwung. Doch wie „fest“ greife ich nun zu? Für die meisten gilt hier – laut Golf-Pros: schwächer als man es für gewöhnlich tut. Denn häufig würden Golfspieler den Schläger zu fest umklammern, vor allem Anfänger, die den Gedanken haben, ihren Schwung „kontrollieren“ oder besonders „weit schlagen“ zu wollen.

Viele Golf-Pros empfehlen: Am besten vor dem Schwung den Griffdruck einmal komplett lockern, durchatmen und dann den Griff wieder festigen, idealerweise mit einem leichten Griffdruck von etwa 30 bis 40 Prozent der maximalen Stärke.

Nur mit einem leichten Griffdruck ist gewährleistet, dass der Schläger frei schwingen und so „die Arbeit“ für dich übernehmen kann! Das ist auch der Grund, weshalb man vom Golfschwung und nicht vom „Golfschlag“ redet. Im Idealfall fühlt sich bei einem frei schwingenden Schläger der Ablauf mühelos an.

Abschließend möchten wir euch drei Anzeichen nennen, die euch zeigen können, dass ihr den Schläger zu fest greift – überprüft es am besten anhand eures eigenen Spiels: 3 Anzeichen für einen zu festen Golfgriff:

ANZEICHEN 1:

Du hast Schmerzen.

Wenn du direkt nach dem Golfspiel oder ein bis zwei Tage danach Schmerzen in den Fingern, Händen, Unterarmen, Handgelenken oder am Ellbogen bemerkst (oder auch gröbere Blasen oder Abschürfungen), ist das ein ziemlich sicheres Anzeichen für einen zu festen Griff. Denn ein solcher belastet Gelenke, Sehnen und Bänder enorm und kann sogar zu einer chronischen Verletzung – dem „Golfer-Ellenbogen“ – führen!

ANZEICHEN 2:

Du erreichst mit verschiedenen Schlägern ähnliche Weiten.

Wenn die Weiten von deinen Eisen sich kaum unterscheiden, ist auch das ein Anzeichen für einen zu festen Griffdruck. Denn kann der Schläger nicht „durchschwingen“ und sein Momentum nutzen, schlägst du vielmehr mit deiner persönlichen Muskelkraft zu (die ja immer dieselbe ist). Probiere mal aus, ob du längere Weiten erzielst, wenn du deinen Griff bewusst lockerst und dem Schläger so mehr Bewegungsfreiheit gibst.

ANZEICHEN 3

Du schlägst mal nach links, dann nach rechts.

Wenn Hooks und Slices deine regelmäßigen Begleiter sind, weist das auf ein Schlagflächenproblem hin. Ursachen können die Struktur deines Griffs oder ein zu fester Griffdruck sein (oder beides in Kombination). Denn greifst du zu fest, können deine Handgelenke nicht richtig entwinkeln, was eine gerade Schlagflächenstellung im Treffmoment und folglich gerade Bälle verhindert.

Autorin: Sabine Biskup, Freie Redakteurin

www.sabinebiskup.de

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